Wie tickt eigentlich die Frau hinter WeArePepper?
"Wir leben nicht zum Schaffen, wir schaffen zum Leben!"
Klingt wie ein Rezept zum Glücklichsein? Die, die das sagt, macht jedenfalls einen rundum zufriedenen Eindruck. Ein Gespräch im Zürcher Impact Hub bei einer Tasse Kaffee mit Karin Lehmann, Agenturinhaberin, Musikerin, Naturliebhaberin.
Karin Lehmann, das Motto klingt so simpel, aber kann man das als Businessfrau auch leben?
Man kann. Man muss einfach lernen, die Prioritäten dann zu setzen, wenn sie
für einen selbst Sinn machen. Also arbeiten, wenn man etwas fertigbringen möchte, und Auszeiten nehmen, wenn man sie braucht.
Wie gross ist Ihre Firma?
Wir sind aktuell fünf Leute, mein Geschäftspartner und ich sowie drei tolle Mitarbeiterinnen.
Was genau macht Ihre Agentur?
WeArePepper ist eine Public Relations Agentur, ein Metier, in dem ich schon seit über 15 Jahren arbeite. Früher gehörten wir als PPR Media Relations AG zu 100 Prozent zu Keystone-SDA, der grössten Nachrichtenagentur der Schweiz. Das ging gut, bis ein Kurswechsel kam. Keystone-SDA fokussierte sich auf ihr Kerngeschäft als Nachrichtenagentur und trennte sich folglich vom kommerziellen Business, also der Public Relations Agentur. Mein jetziger Geschäftspartner Sebastian Schneider, der auch bei PPR Media Relations arbeitete, und ich standen vor der Frage, ob wir unseren Job aufgeben wollen oder ein Management Buyout machen. Wir taten Letzteres.
Und mussten von vorne anfangen?
Das war meine Befürchtung, deswegen war ich anfangs zurückhaltend, aber nein, wir konnten sämtliche Kunden und die Mitarbeiterinnen mitnehmen, mussten jedoch einen neuen Namen für die Agentur finden. Im Brainstorming dazu kamen wir irgendwann auf das phonetisch gelesene PPR = pepper und fanden: genau, We Are Pepper.
Firmeninhaberin und trotzdem ausgeglichen, wie geht das?
Indem ich mir meine Freiräume behalte, das ist ein grosses Plus. Ich liebe die Natur, habe mir mit meinem Lebenspartner einen Mercedes Sprinter ausgebaut, mit dem wir so oft es geht am Wochenende und in den Ferien unterwegs sind. Ganz einfach. So kann ich am besten abschalten. Und ich habe meine Musik.
Was ist das für eine Geschichte?
Ich habe Musik studiert an der damaligen Jazz Schule, heute ZHdK, die Zürcher Hochschule der Künste, und der WIAM (Winterthurer Institut für aktuelle Musik). Ich bin ausgebildete Sängerin, unterrichte einmal die Woche Gesang an der Musikschule Prova und habe wieder eine Band, FATE (@the_fate_ch), mit der ich auftrete. Wir haben sogar diesen Sommer gespielt, als man vermeintlich noch gar nicht konnte, haben Badis und Strandbäder kontaktiert und einfach open air performt.
Und das Agentur-Knowhow ...?
... habe ich mir hauptsächlich on the job angeeignet. Ich war 10 Jahre bei Canon in der Schweiz und habe von Sales über PR und Events alles machen können, die perfekte Marketingschule. Das Gelernte
konnte ich danach bei PPR anwenden und weiterentwickeln.
Klingt nach einem erstrebenswerten Erfolgsrezept – welchen Glücksfaktor-Tipp hätten Sie für den Nachwuchs im Berufsleben?
Bleibt. In einer Firma. Häufiges Wechseln, um befördert zu werden, hat zur Folge, dass man sich nicht mit einer Materie von Grund auf befasst. Wenn man bleibt, ergeben sich mit der Zeit ungeahnte Möglichkeiten, Jobs, die es eventuell in dem Betrieb, in dem man arbeitet, noch gar nicht gibt; Felder, die man auftun kann.
Und jetzt, was haben Sie vor? Wachsen mit WeArePepper?
Wachsen ja, aber nicht mengenmässig, nicht in die Höhe, wir sind immer noch im Start-up-Groove. Ich bin davon überzeugt, dass es mehr Sinn macht, sich zu diversifizieren. Das Risiko ist geringer und der Spassfaktor, etwas mit bestehenden Kunden neu aufzugleisen, viel grösser.
Text aus der Brigitte Schweiz, Ausgabe 26 2021
Am 14. März 2022